Meine Ausbildung besteht aus insgesamt 3. Lehrjahren. Pro Lehrjahr haben wir verschiedene Abteilungsbereiche durchlaufen. Unterbrochen wird die Zeit in den verschiedenen Abteilungen nur von 11 Wochen Berufsschule im Jahr, diese Zeit gliedert sich in Blockunterricht von 3 bis 4 Wochen.
Angefangen im 1 Lehrjahr haben wir in der Oberflächenfertigung (kurz gesagt OFF). In den ersten Wochen lernten wir erst einmal das Unternehmen kennen. Hier bei „Rupp & Hubrach“ haben wir ein richtig gutes und familiäres Arbeitsverhältnis untereinander und sind alle beim „Du“. Danach folgte auch gleich eine Sicherheitsunterweisung über die Maschinen und chemische Stoffe, die wir in der Fertigung nutzen. Die OFF gliedert sich auch noch in zwei Unterabteilungen.
Es gibt die Fertigungsvorbereitung (FV) und das Fräs- und Polierzentrum. Angefangen wird in der FV, hier haben wir gelernt, wie Halbfabrikate (ein Glas, das bisher nur auf einer Seite bearbeitet wurde), aussehen und warum diese auf ihrer Vorderseite durch eine Schutzfolie geschützt werden. Danach kommt man zum Blocken, hier wird auf die Seite mit der Schutzfolie ein Metallstück (Blockstück) aufgebracht, damit die Fräs- und Poliermaschinen die Gläser greifen können. Ca. in der Mitte vom 1. Lehrjahr sind wir dann in das Fräs- und Polierzentrum gekommen. Hier war es meiner Meinung nach am interessantesten im ersten Jahr. Wir haben viel über die Maschinen gelernt. Gefräst wird sogar mit einem Diamanten. In der Fräse wird das Glas auf den richtigen Durchmesser abgedreht und die spezifisch auf den Kunden angepasste Dioptrie auf hundertstel Millimeter genau eingefräst. Danach kommt das Glas in die Poliermaschine, diese arbeitet noch einmal nach und bessert die Unregelmäßigkeiten von der Fräsmaschine aus.
In der Berufsschule lernten wir im ersten Lehrjahr zum Beispiel, dass Brillengläser aus zwei grundlegenden Materialien hergestellt werden, die jeweils Vor- und Nachteile haben. Es gibt Brillengläser aus echtem Glas (Mineral) und Kunststoff (organisch). Kunststoff hat aber mehr Vorteile (Zerbricht nicht so leicht) gegenüber normalem Glas, deswegen ist es das bevorzugte Material.
Im 2. Lehrjahr haben wir dann die Feinheiten über die Produktion von Brillengläsern kennengelernt. Wir waren in den Abteilungen GH (Glashärtung), QKP, Waschanlage und Colorstudio. Ich habe im Colorstudio angefangen, während Patrick in der Waschanlage ins zweite Lehrjahr startete. Das Color Studio war echt der Hammer! Hier werden die Brillengläser eingefärbt, aus denen zum Beispiel Sonnenbrillen werden. Ich konnte gar nicht glauben, was man mit den Farben alles anstellen kann. Wenn wir ein Muster von einer Farbe, zum Beispiel die Autofarbe von einem Ferrari als Vorlage haben und der Kunde möchte seine Sonnenbrille genau in der Farbe seines Autos, könnten wir die Gläser genau so färben.
In den Abteilungen sind wir meistens zwischen 4 bis 8 Wochen geblieben. Hier wurde uns auch schon Verantwortung übertragen und wir durften manche Abteilung sogar alleine machen. In der Waschanlage werden die Gläser durch Säuren und Laugen gereinigt, sodass kein Schmutz mehr auf der Oberfläche ist. Hier haben wir eine Menge über Chemie gelernt, was auch sehr interessant war. Als ich in die GH gekommen bin, konnte ich mir überhaupt nichts darunter vorstellen. Ich habe dann gelernt, dass hier die Hartschicht auf die Gläser aufgetragen wird. Diese Schicht verhindert Kratzer auf den Oberflächen von den Gläsern. Als letzte Abteilung im zweiten Lehrjahr war ich in der QKP oder auch Qualitätskontrollpunkt genannt. Hier habe ich gelernt, welche Toleranzen unsere Gläser einhalten müssen und wie man die Werte vom Glas (Dioptrien, Durchmesser, Mittendicke, …) richtig misst. Dafür braucht man eine sehr gute Feinmotorik, sonst wird die Messung ungenau.
Jetzt bin ich im 3. Lehrjahr und zurzeit in der Technik. Das war eine Umstellung, da ich jetzt im Büro bin und nicht mehr in der Produktion. Aber ich muss sagen, mir gefällt es hier sehr gut. Ich benötige das ganze Fachwissen, welches mir bisher in der Schule und in den Abteilungen vermittelt wurde. Die Technik ist für die Aufträge zuständig, die schwierig zu fertigen sind oder die extra berechnet werden müssen. Hier wurde mir beigebracht, wie ich die am dünnsten mögliche Rand- und Mittendicke berechnen kann. Auch Optiker, die komplizierte Fragen zu Aufträgen haben, rufen in der Technik an und lassen sich beraten.
Mittlerweile behandeln wir in der Schule auch komplizierte Themen wie zum Beispiel das Beschichten von Brillengläsern. Wozu die einzelnen Schichten dienen und welche Vorteile sie dadurch dem Brillenträger geben. Wir haben viele Messgeräte kennengelernt und erfahren, wie wir sie benutzen und wie sie funktionieren. Bis ich meine Ausbildung dieses Jahr im Juli beende, habe ich jetzt noch die Abteilung AR (Antireflex), Einschleifservice und DKW/Korrekturplatz vor mir. Ich bin gespannt, was mich noch erwartet.
Ich hoffe, ich konnte dir einen kurzen Einblick geben, was ein Verfahrensmechaniker für Brillenoptik macht und vielleicht ist der Beruf ja auch was für dich?
Dein Jonas